Wissenswertes vom ESMO und DGU
Satelliten-Symposium beim DGU 2021
Nubeqa®(Darolutamid): Lohnende Wahl für Patienten mit Hochrisiko-nmCRPC
Der orale Androgenrezeptor-Inhibitor (ARI) Nubeqa® (Darolutamid) ist eine lohnende Wahl für Patienten mit nicht-metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom mit einem hohen Risiko für die Entstehung von Metastasen (Hochrisiko-nmCRPC). Definiert wird das nmCRPC durch fehlende Anzeichen einer Metastasierung in der konventionellen Bildgebung und dadurch, dass die Krebserkrankung zugleich nicht mehr auf Hormontherapien anspricht.[1] Darolutamid hat in der Zulassungsstudie ARAMIS nicht nur signifikant das metastasenfreie Überleben und das Gesamtüberleben verlängert.[2,3] Die Daten zu Verträglichkeit und Lebensqualität sind ebenfalls vorteilhaft. Die Patienten können ihren Alltag in der Regel wie gewohnt ohne negative Beeinflussung durch die Therapie fortführen. Unter Darolutamid treten zudem nur relativ wenige unerwünschte Ereignisse (UE) auf.[2-4] Darüber hinaus sind nur sehr wenige mögliche Interaktionen mit anderen Arzneimitteln zu beachten.[5]
Hohes Risiko anhand PSA-DT erkennen und behandeln
„Als niedergelassene, aber auch klinisch tätige Urologen haben wir in jedem Stadium des Prostatakarzinoms die Aufgabe, gemeinsam mit dem Patienten die für ihn beste Wahl zu treffen“
, sagte Prof. Dr. Peter Hammerer, Braunschweig.
In den vergangenen Jahren gab es wichtige Fortschritte in der Diagnostik und der Entwicklung neuer Therapien beim Prostatakarzinom. In der Diagnostik des nmCRPC wird die Verdopplungszeit des Prostata-spezifischen Antigens (PSA-DT) als Biomarker für den Krankheitsverlauf genutzt. Die PSA-DT korreliert mit der Zeit bis zum Auftreten von Metastasen oder Todesfällen.[6] Eine kurze PSA-DT von unter 10 Monaten ist ein Indikator für ein erhöhtes Risiko im weiteren Krankheitsverlauf (Knochen-)Metastasen zu entwickeln bzw. ein hohes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko.[6] Somit ermöglicht dieser Indikator, ein hohes Risiko bei Patienten mit nmCRPC bei Kontrolluntersuchungen festzustellen. „Ich rate dringend, die Entwicklung des PSA bei den Kontrollbesuchen regelmäßig zu überprüften, da sonst die Dynamik des Prostatakarzinoms übersehen werden könnte“
, betonte Dr. Eva Hellmis, Duisburg.
„Bis Ende 2018 war die einzige Option für diese Patienten mit nmCRPC die Androgendeprivationstherapie (ADT), obwohl über 50% dieser Patienten innerhalb von zwei Jahren Metastasen entwickeln“
, erklärte Hammerer. Für diese Patientengruppe wurde inzwischen die Substanzklasse der ARI entwickelt, die zusätzlich zu einer ADT verordnet wird. Der ARI Darolutamid zeichnet sich durch seine flexible molekulare Struktur aus und bindet mit hoher Affinität an der Bindungsstelle des Androgenrezeptors. Die orale Therapie mit Darolutamid vermindert die Proliferation der Prostatakarzinomzellen, wodurch es zu einer ausgeprägten antitumoralen Aktivität kommt.[4]
Darolutamid: Ein effektiver ARI mit zahlreichen Vorteilen
Darolutamid bietet Patienten mit Hochrisiko-nmCRPC ein signifikant verlängertes Gesamtüberleben (OS) und zeigte in der Zulassungsstudie ARAMIS ein um 31% reduziertes Sterberisiko.[7] Das metastasenfreie Überleben (MFS) lag unter Darolutamid in der extendierten Zulassungsstudie ARAMIS bei 40,4 Monaten unter Darolutamid + ADT versus 18,4 Monaten unter Placebo + ADT.[3]
Patienten mit Hochrisiko-nmCRPC wollen jedoch meist nicht einfach eine Verlängerung ihrer Lebenszeit erreichen, wenn diese Lebensphase für sie mit vielen körperlichen Einschränkungen und weiteren Belastungen behaftet ist. Gefragt ist daher eine effektive Therapie, die die Patienten möglichst wenig zusätzlich durch unerwünschte Ereignisse (UE) belastet und eine Beibehaltung des bisherigen Lebensstils ermöglicht. Hier zeigt sich anhand der Datenlage: Darolutamid erlaubt das Leben eines normalen Alltags ohne starke Beeinträchtigungen durch UE der Medikation.[2,3,7] Beispielsweise war die Anzahl von Stürzen und Frakturen, die den Alltag stark beeinträchtigen und viele Komplikationen mit sich bringen können, unter Darolutamid gegenüber Placebo plus ADT nicht signifikant erhöht.[2,3] Auch kognitive Beeinträchtigungen traten in der Zulassungsstudie ARAMIS unter Darolutamid nur sehr selten und auf Placeboniveau auf.[2,3] Die gute Verträglichkeit und Sicherheit des Wirkstoffs zeigte sich auch darin, dass Darolutamid selten aufgrund von UE dauerhaft abgesetzt wurde.[2,3,7]
Ein weiterer Aspekt aus ARAMIS, der für Darolutamid spricht, geht aus den Daten für die Lebensqualität hervor. Unter Darolutamid plus ADT gegenüber Placebo plus ADT war die FACT-P PCS-Zeit (Messinstrument für die physische Gesundheit) bis zur Verschlechterung (Krebsprogression) signifikant verbessert und die Auswertung von Subskalen ergab ebenso signifikante Verbesserungen bei der Darmsymptomatik sowie Symptomen des Harntrakts.[8] Bei weiteren Endpunkten wurde die Lebensqualität erhalten.
Ein letzter, sehr wesentlicher Punkt betrifft mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, die Patienten mit Hochrisiko-nmCRPC häufig aufgrund anderer Erkrankungen verordnet werden. „Darolutamid weist nur sehr wenige potenzielle Interaktionen mit solchen Arzneimitteln auf“
, erklärte PD Dr. Stefan Hinz, Berlin.
Neue Daten zu VITRAKVI® auf dem ESMO-Kongress 2021
Neueste Analysen von Vitrakvi® (Larotrectinib) bestätigen überzeugendes Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprofil bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit soliden TRK-Fusionstumoren Quellen
Daten aus verschiedenen Analysen zu Vitrakvi® (Larotrectinib) zeigen den anhaltenden klinischen Nutzen für Patienten mit soliden Tumoren, die eine NTRK-Genfusion aufweisen (auch bekannt als TRK-Fusionstumore). Eine aktualisierte Analyse mit längerer Nachbeobachtungsdauer (Daten-Cutoff: 20.Juli 2020) bei 130 auswertbaren von insgesamt 140 erwachsenen Patienten mit insgesamt 20 verschiedenen Arten von Tumorentitäten außerhalb des Zentralnervensystems (ZNS) bestätigt die robuste und äußerst dauerhafte tumoragnostische Wirksamkeit mit einem Nutzen im Hinblick auf ein verlängertes Überleben bei erwachsenen Patienten mit TRK-Fusionstumoren, einschließlich der Fälle mit ZNS-Metastasen. Eine Post-hoc-Subgruppenanalyse der Gesamtansprechrate (ORR), der Ansprechdauer (DoR) und des progressionsfreien Überlebens (PFS) gemäß Prüfarztbeurteilung, bei der erwachsene und pädiatrische Patienten (n=218) im Hinblick auf vorangegangene Therapielinien und Baseline-Perfomance-Status stratifiziert wurden, zeigt, dass Larotrectinib in allen genannten Kriterien eine positive Wirkung zeigte, wobei die höchsten Ansprechraten bei Patienten beobachtet wurden, die Larotrectinib als Erstlinientherapie erhielten (ORR=81%; 95%-KI 69–91; n=58) und einen Baseline-Performance-Status gemäß Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG PS) von 0 aufwiesen (ORR=85%; 95%-KI 77–91; n=114). Diese und weitere Ergebnisse wurden im Rahmen des ESMO-Kongresses präsentiert.[1,2]
Wirksamkeit und Sicherheit von Larotrectinib bei erwachsenen Patienten mit Tropomyosinrezeptorkinase (TRK)-Fusionstumor
In einer aktualisierten Subgruppenanalyse mit längerer Nachbeobachtungsdauer (Daten-Cutoff: 20. Juli 2020) von 140 erwachsenen Patienten mit einem TRK-Fusionstumor außerhalb des Zentralnervensystems aus 20 verschiedenen Tumorarten zeigte Larotrectinib auch weiterhin eine beständige Wirksamkeit. Bei 130 auswertbaren Patienten betrug die ORR gemäß Prüfarztbeurteilung 67% (95%-KI 58–75), darunter 12% vollständiges und 55% teilweises Ansprechen. Bei den auswertbaren Patienten mit ZNS-Metastasen (n=15) lag die ORR bei 73% (95%-KI 45–92). Über alle Patienten betrug die mediane Ansprechdauer (DoR) 49,3 Monate (95%–KI 26,3 – NE [nicht auswertbar]) bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 23,2 Monaten. Das mediane PFS lag bei 25,8 Monaten (95%-KI 12,7–51,1) bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 22,1 Monaten. Bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 24,0 Monaten wurde das mediane Gesamtüberleben (OS) noch nicht erreicht; die 36-Monats-OS-Rate betrug 66% (95%-KI 56–77). Das Sicherheitsprofil von Larotrectinib steht weiterhin im Einklang mit früheren Analysen; es wurden keine neuen Sicherheitssignale festgestellt. Die meisten behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse (TRAE) waren von Grad 1 und 2. TRAE von Grad 3–4 traten bei 17 Patienten (12%) auf. Die Daten wurden aus drei klinischen Studien gepoolt (NCT02122913, NCT02637687, NCT02576431).[1]
Larotrectinib bei Patienten mit TRK-Fusionstumoren außerhalb des ZNS: Ergebnisse nach vorheriger Therapie und Performance-Status
In einer Post-hoc-Subgruppenanalyse von erwachsenen und pädiatrischen Patienten (n=218; Daten-Cutoff: 20. Juli 2020) wurden die Daten der Patienten anhand ihrer Therapievorgeschichte und ihres Baseline-Performance-Status ausgewertet. Insgesamt 216 Patienten wurden anhand der vorherigen systemischen Therapielinie und 218 Patienten basierend auf dem Performance-status gemäß der Definition der Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG PS) oder des entsprechenden Lansky/Karnofsky-Performancestatus im Falle von pädiatrischen Patienten bewertet.
Die Ansprechraten auf die Behandlung waren gemäß Prüfarztbeurteilung am höchsten bei Patienten, die zuvor keine systemische Behandlung erhalten hatten (ORR=81%; 95%-KI 69–91; n=58) oder bei denen der ECOG PS bei Baseline bei 0 lag (ORR=85%; 95%-KI 77–91; n=114); Larotrectinib zeigte jedoch bei allen Patienten, unabhängig von Vorbehandlung und ECOG PS, einen klinischen Nutzen. Bei Patienten, die Larotrectinib im Anschluss an eine einzige systemische Therapielinie erhielten (n=59), betrug die ORR 73% (95%-KI 60–84), verglichen mit 69% (95%-KI 53–82) nach zwei Therapielinien (n=42) und 75% (95%-KI 62–86) nach mindestens drei Therapielinien (n=57). Bei Patienten mit einem ECOG PS von 1 (n=78) lag die ORR bei 66% (95%-KI 54–77), gefolgt von 61% (95%-KI 39–80; n=23) bei einem ECOG PS von 2 und 33% (95%-KI 1–91; n=3) bei einem ECOG PS von 3. Über alle Patienten lag die ORR bei 75% (95%-KI 68–81) und die mediane DoR bei 49,3 Monaten (95%-KI 27,3 bis n. a.). Das mediane PFS betrug 35,4 Monate (95%-KI 23,4–55,7) und die 36-Monats-OS-Rate 77% (95%-KI 69–84). Die Daten wurden aus drei klinischen Studien gepoolt (NCT02122913, NCT02637687, NCT02576431).[2]