„Bildet „FORDEC“ nicht genau das ab, was wir täglich in der Praxis auch tun?“
In der Luftfahrt hat sich das System „FORDEC“
als einfache Maßnahme zur pragmatischen und strukturierten Entscheidungsfindung etabliert. Bildet „FORDEC“
nicht genau das ab, was wir täglich in der Praxis auch tun? JA – genau so handeln wir.
F-Facts: wir sammeln die Fakten – Anamnese (!), körperliche Untersuchung, Laborwerte, Vorberichte, CT-, MRT-Befunde, Histologie…. und vieles mehr.
O-Options: welche Möglichkeiten ergeben sich aus den Fakten? Wir legen alle verfügbaren Informationen auf den Tisch – diskutieren in der Gruppe – idealerweise in einem interdisziplinären Tumorboard – die sich hieraus ergebenen Therapiemöglichkeiten.
D-Decision: Die Entscheidung für eine bestimmte Therapie – oder auch dagegen (!) – treffen wir im Gespräch mit unserer Patientin/unserem Patienten. Hier gilt es nicht nur die medizinischen „Facts“
einzubeziehen, sondern auch die Wünsche/Ideen/Situation unserer Patientinnen und Patienten.
E-Execution: Wir setzen die vereinbarte Behandlung um – sei es die Operation, die Strahlentherapie, die medikamentöse Behandlung oder eine Kombination oder Abfolge hieraus.
C-Check: zu einem üblicherweise bereits initial definierten Zeitpunkt überprüfen wir die Wirksamkeit der erfolgten Behandlung mittels Anamnese (!), körperlicher Untersuchung, Labor, Bildgebung… und ziehen hieraus die entsprechenden Konsequenzen – d.h. wir starten „FORDEC“
erneut…
Mit diesem Wissen erscheinen (auch) die umfangreichen interdisziplinären Tumorkonferenzen, die nicht nur viel Arbeits- und Lebenszeit beanspruchen, sondern hin und wieder auch die Nerven strapazieren, in einem neuen Licht: Die Versammlung von Radiologen, Strahlentherapeuten, Pathologen, Chirurgen, Thoraxchirurgen, Gastroenterologen, Pulmologen, Onkologen, Gynäkologen, Neurochirurgen, Transplanteuren, Unfallchirurgen, Orthopäden… ist die Voraussetzung dafür, für unsere Patienten die optimalen „Options“
zu finden. Und so werden wir auch in der kommenden Woche wieder gerne die interdisziplinären und sektorenübergreifenden Tumorkonferenzen mit den Schwerpunkten Hämatologie, Urologie, Senologie, Gynäkologie, Gastroenterologie, thorakale Tumore, Transplant, HNO,…. mit unseren Patienten füllen.
Und hoffentlich bleibt auch dann noch genügend Zeit, diese „Options“
mit den Patienten ausreichend und adäquat zu diskutieren, um zu einer guten Entscheidung im Sinne unserer Patientinnen und Patienten zu gelangen – im Podcast [bitte mit Flurgespräche verlinken] können wir hören, wie wichtig auch diese Zeit-Investition ist!
Schön, dass es „FORDEC“
auch in die Luftfahrt „geschafft“
hat! ;-)
Autor: Dr. med. Henning Pelz, Onkologie Offenburg – Ambulantes Therapiezentrum für Hämatologie & Onkologie