ESPRESSO

„Wer soll es denn sonst tun?“

 

Zweites Jahr der Corona-Pandemie – nächste Welle. Wir haben schon längst aufgehört zu zählen….

 

Da meldet sich die benachbarte Klinik mit dem nächsten (chronischen) Notfall: Bettensperrungen, Personalmangel, Corona-Lockdown… Weitere für die kommenden Wochen zur parenteralen stationären Therapie eingeplante Patienten können nicht aufgenommen werden – ob wir im Ambulanten Therapiezentrum helfen könnten? …

 

Nicht erwähnenswert, dass es Freitagnachmittag ist. Der Therapieraum ist noch gut gefüllt, der Feierabend in weiter Ferne, denn selbstverständlich will auch dieser Tag gut und den Vorgaben folgend („gerichtsfest“…) dokumentiert sein….

 

Also gehe ich voll schlechten Gewissens über die zusätzlich noch einzuplanenden Patienten, Therapieplätze und weitere Arbeitsverdichtung in unseren Therapiebereich. Dort setze ich mich zu der koordinierenden Mitarbeiterin und schildere offen die soeben an uns herangetragene Bitte. Es braucht nicht vieler Worte, denn uns allen ist die Lage bewusst – insbesondere die teils verzweifelte und belastende Situation unserer Patientinnen und Patienten.

 

Und so höre ich umgehend: „Natürlich übernehmen wir das! Wer soll es denn sonst tun – wenn nicht wir?“

 

Ich bin gerührt und dankbar – mindestens so sehr, wie die Patientinnen und Patienten, die auch in den kommenden Wochen ihrer onkologischen Behandlung sicher sein können – in den ambulanten Strukturen unseres Gesundheitswesens und dank vieler Menschen, die sich (auch) hier weit über das normale Maß hinaus engagieren!

 

Autor: Dr. med. Henning Pelz, Onkologie Offenburg – Ambulantes Therapiezentrum für Hämatologie & Onkologie