Der UroBlog

Mehrwert generieren in der Praxis ohne zusätzliche Belastung des Arztes - geht das?

 

Trotz steigender Gehälter der Angestellten und höherer Verbraucherpreise (z.B. Mieten, Strom, Gas, Benzin) bleibt die Vergütung ärztlicher Leistungen nahezu unverändert. Die EBM- Reformen oder GOÄ- Novellen brauchen Jahre und bringen kaum Verbesserungen auf der Einnahmen-Seite. Auch ist es sicherlich nur eine Frage der Zeit, dass die ohnehin gedeckelten urologischen Laborleistungen weiter eingeschränkt werden. Zusätzlich verbringt der Praxisarzt einen Großteil seiner Zeit mit administrativen Aufgaben, Tendenz steigend. Schließlich ist selbst der Arzt in der Einzelpraxis selbstständiger Unternehmer mit allen Rechten und Pflichten. Es gibt die berechtigte Forderung, die Qualität der urologischen Tätigkeit zu verbessern und zu kontrollieren.  Obligate Weiterbildungen, Mindestzahlen in der Onkologie, etc. gehen aber auch immer zu Lasten des ärztlichen Zeitbudgets. Die 40 Stunden Woche ist für die meisten niedergelassenen Kollegen sicherlich ein Wunschtraum und über 60 Stunden entsprechen eher der Realität. Gerade in Zeiten der Pandemie mit Zunahme der Ausgaben zum Beispiel für den Infektionsschutz und Rückgang der Patientenzahlen bringt manche Kollegen in Existenznot. Trotzdem würden wir immer wieder auch heute den Weg in die Niederlassung wählen. Wir lieben unsere berufliche und private Unabhängigkeit. Die Entfaltungsmöglichkeiten sind gerade in der Urologie mannigfaltig. Die entscheidende Frage ist, wie lassen sich höhere Praxisgewinne generieren, ohne die zeitliche Belastung für den Arzt weiter zu erhöhen.

 

Im Folgenden sollen diesbezüglich einige interessante Möglichkeiten diskutiert werden:

 

Zur Einsparung von Arbeitszeit bei Ärzten und Personal auf der einen und zur Stabilisierung der Patientenzahlen auf der anderen Seite hat sich besonders in Pandemiezeiten der Einsatz von intelligenter Terminvergabe-Software bewährt. Wenn z.B. die Patienten gehäuft Termine kurzfristig absagen, werden diese offenen Slots sofort wieder online z.B. für akute Patienten zur Verfügung gestellt. Außerdem kann das System automatisch den zu einem späteren Zeitpunkt bestellten Patienten über einen früher verfügbaren Termin informieren. Dies trägt nicht unerheblich zur Patientenzufriedenheit und Außendarstellung der Einrichtung bei. In der eigenen Praxis haben wir dadurch in Corona-Zeiten zu keinem Zeitpunkt rückläufige Patientenzahlen registriert, ganz im Gegenteil. Apropos Corona, durch Teilnahme an extrabudgetär vergüteten Impfprogrammen und Ausstellung von Impfzertifikaten lässt sich neben der Werbung von neuen Patienten auch ganz gut zusätzlicher Umsatz generieren. Hilfreich war hierbei sicherlich die Kooperation mit einer angestellten Hausärztin. Die Bildung einer solchen fachübergreifenden Gemeinschaftspraxis ist ohnehin ein Modell für die zukünftige urologische Praxis mit vielen Synergismen und Vorteilen für die Patienten. Die gilt gerade für onkologische Schwerpunktpraxen bzw. Urologen, welche oft ambulante und stationäre Operationen durchführen. Diese Verbesserung der Patientenversorgung wird auch durch die KV anerkannt und schlägt sich in einer nicht unerheblichen Budgeterweiterung nieder.

 

Die ASV (ambulante Spezialfachärztliche Versorgung) ist für den onkologisch tätigen Urologen eine weitere Möglichkeit zusätzlich Einnahmen zu erzielen, zumal er hier den GKV-Patienten auf dem Boden der GOÄ mit der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen kann. Allerdings sind zu Beginn etliche bürokratische Hindernisse gesetzt. Wirklich interessant ist die Abrechnung nur bei den Patienten, die eine Chemotherapie erhalten. Dies allein stellt schon eine ziemliche Limitation für die meisten urologischen Kollegen da. Inwieweit hierrüber auch die neuen hormonellen Substanzen abgerechnet werden können, obliegt offensichtlich mal wieder der Interpretation der ASV-Paragrafen durch die KV und hier gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Dies sollte man sich am besten schriftlich bei seiner KV bestätigen lassen.

 

Die Durchführungen von klinischen Studien in der eigenen Praxis stellt sicherlich eine Möglichkeit dar, ein Zusatzeinkommen zu generieren. Allerdings sind auch hier je nach Studiendesign bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, die jedoch in der Regel mit einem überschaubaren Aufwand abbildbar sind.

 

Spannender, weil mit deutlich geringerem Aufwand verbunden ist die Beteiligung an Versorgungsforschungsprojekten wie z.B. über d-uo (Deutsche Uro-Onkologen e.V.) oder den BvDU. Grundlage dabei ist die für alle verpflichtende Krebsregistermeldung. Diese wird genutzt, um neben den obligatorisch zu erhebenden Basis- Daten, die einzelnen Krankheitsverläufe weiter auszuwerten. Hierbei können auf elegante Art und Weise zusätzliche Informationen abgefragt werden, welche dann Projekt- bezogen auch extra bezahlt werden.  Wichtig ist, dass diese Datensammlungen jeweils auch durch ein Ethik-Votum gestützt sind, so dass sich der Dokumentar keinerlei juristischer Anfechtung ausgesetzt sieht, wenn er Patientendaten anonymisiert bzw. pseudonymisiert weiter reicht.

 

Auch das regelmäßige Überprüfen der eigenen IGEL-Leistungen im Vergleich mit den Wettbewerbern ist sinnvoll. Allzu oft vergisst man seinen eigenen IGEL-Katalog im Wahnsinn des Alltagsstresses. Wie ist denn überhaupt die Außendarstellung solcher Leistungen. Wir selbst müssen uns hier eingestehen, dass die meisten gynäkologischen und orthopädischen Kollegen uns hier um Längen voraus sind (z.B. ausführliche Informationen und Hintergründe in Hochglanz Broschüren!). Auch ein regelmäßiger Austausch mit Kollegen kann helfen zu erkennen, was Patienten gerne wollen und was nicht. Das Verhalten der meisten niedergelassenen Ärzte kommt dem „Helfer-Syndrom“ nahe. Man will den Patienten schließlich vor Krankheiten bewahren! Da ist es doch unethisch Geld zu verlangen. Stimmt nicht! Gerade vor dem Hintergrund gedeckelter Leistungen und eingeschränkter Früherkennung im GKV-Bereich sollte gute und umfängliche Leistung auch zusätzlich bezahlt werden. Und das ist sicherlich nicht in der Pauschalvergütung enthalten, wie Sie seitens der Krankenkassen für ein gesamtes Quartal aktuell bezahlt wird.

 

Prof. Dr. Frank König (Berlin) und Dr. Jörg Klier (Köln)