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Chemo-Hormontherapie: Profitieren Patienten mit mHSPC vom frühen Einsatz?
Eine Arbeitsgruppe um Niranjan J Sathianathen aus Minnesota, USA, untersuchte im Rahmen eines Cochrane Reviews, ob Patienten mit einem metastasierten, hormonsensitiven Prostatakarzinom vom frühen Einsatz einer Taxan-basierten Chemotherapie in Kombination mit einer ADT im Vergleich zur ADT alleine einen Überlebensvorteil erreichen können.
Summary
Patienten mit einem metastasierten, hormonsensitiven Prostatakarzinom, die bereits zum Zeitpunkt der Diagnose von Metastasen eine Taxan-basierte Chemotherapie in Kombination mit ADT erhalten, können wahrscheinlich von diesem Therapie-Regime profitieren: So verlängerte die Kombinationstherapie das Gesamtüberleben – der primäre Endpunkt der Analyse – gegenüber der ADT alleine. Dieses Ergebnis lässt sich auch auf die sekundären Endpunkte, das krankheitsspezifische Überleben und die Krankheitsprogression übertragen. Allerdings können, bedingt durch die Toxizität der Taxan-basierten Chemotherapie, unerwünschte Ereignisse der Grade 3 bis 5 und damit assoziierte Behandlungsabbrüche unter diesem Therapie-Regime zunehmen. Ferner scheint die Kombination aus Chemotherapie plus ADT nach 12 Monaten die Lebensqualität der Patienten geringfügig, wenn auch klinisch nicht relevant, zu verbessern. Zu diesem Ergebnis kam der von einer Arbeitsgruppe um Niranjan J Sathianathen aus Minnesota, USA, durchgeführten Cochrane Review.
Details
Früher Einsatz der Chemo-Hormontherapie
Die Androgen-Deprivations-Therapie (ADT) gehört seit langem zur Standardtherapie bei Patienten mit metastasiertem, hormonsensitivem Prostatakarzinom (PCa). Während der letzten beiden Jahrzehnte zeigten verschiedene Substanzen beim metastasierten kastrationsresistenten PCa einen klinischen Benefit. Ausgehend von dieser Datenlage wurde überlegt, diese Wirkstoffe zu einem früheren Zeitpunkt im Krankheitsverlauf einzusetzen – und zwar dann, wenn das Prostatakarzinom noch hormonsensitiv ist. Eine dieser Therapien ist die Taxan-basierte Chemotherapie.
Eine Arbeitsgruppe um Niranjan J Sathianathen aus Minnesota, USA, hat jetzt im Rahmen eines Cochrane Reviews (systematische Übersichtsarbeit) den Einsatz einer Taxan-basierten Chemo-Hormontherapie im Vergleich zur ADT alleine bei Patienten mit neu diagnostiziertem metastasierten, hormonsensitiven Prostatakrebs bewertet. Hierzu wurden mehrere Datenbanken wie die Cochrane Library, MEDLINE und Embase und Studienregister, Tagungsbände sowie andere Quellen der grauen Literatur nach entsprechenden Quellen bis zum 10. August 2018 umfassend für alle Sprachen durchsucht. Die Arbeitsgruppe schloss in die Analyse randomisierte und quasi-randomisierte kontrollierte Studien ein, in denen Patienten mit metastasiertem, hormonsensitivem Prostatakrebs zum Diagnose-Zeitpunkt der metastasierten Erkrankung entweder eine Taxan-basierte Chemotherapie in Kombination mit einer systemischen ADT oder eine ADT alleine erhielten.
Drei Studien erfüllten die zugrunde liegenden Kriterien. Insgesamt waren in diesen Studien 2.261 Patienten entweder auf eine frühe Taxan-basierte Chemo-Hormontherapie oder eine ADT alleine randomisiert worden. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben (OS), die sekundären Endpunkte umfassten das krankheitsspezifische und das progressionsfreie Überleben. Ferner verglich die Arbeitsgruppe die Verträglichkeit der beiden Therapie-Strategien.
Ergebnisse
Verbessertes Gesamtüberleben unter Chemo-Hormontherapie
Laut Datenanalyse zum primären Endpunkt scheint die frühzeitige Chemo-Hormontherapie das Gesamtüberleben der Patienten im Vergleich zur ADT alleine zu verlängern. So kann sich das Risiko, aus jeglichem Grund zu versterben, unter der Kombinationstherapie um 23% gegenüber der Kontrollgruppe verringern (HR 0,77, 95%-Konfidenzintervall, 0,68-0,87, I2=0%*, 3 Studien mit 2.261 Patienten, Evidenz von moderater Qualität). Das mediane Follow-up umfasste dabei den Zeitraum von 43 bis 84 Monaten.
Hinsichtlich der Nebenwirkungen zeigte sich, dass unter der Kombinationstherapie häufiger unerwünschte Ereignisse auftreten können als unter einer ADT alleine. Wurde die ADT frühzeitig mit der Chemotherapie ergänzt, ist das relative Risiko für unerwünschte Ereignisse Grad 3 bis 5 unter der Kombinationstherapie knapp 3-mal so hoch im Vergleich zur ADT alleine bei einem medianen Follow-up von 50 Monaten (RR 2,98, 95%-KI, 2,19-4,04, I2 liegt nicht vor, 1 Studie, 375 Patienten, Evidenz von niedriger Qualität).
Geringeres Risiko eines krankheitsbedingten Todes
Die Auswertungen zu den sekundären Endpunkten weisen bei einem medianen Follow-up von 29-84 Monaten darauf hin, dass das Risiko, krankheitsbedingt zu versterben, unter der frühzeitig eingesetzten Taxan-basierten Chemo-Hormontherapie verglichen mit einer ADT alleine, sinkt (21% Reduktion, RR 0,79, 95%-KI, I2=0%; 0,70-0,89, 3 Studien, 2.261 Patienten, Evidenz von moderater Qualität). Auch das Risiko einer Krankheitsprogression war unter der Chemo-Hormontherapie um 37% niedriger – der Follow-up-Median betrug hier 43-84 Monate (HR 0,63, 95%-KI, 0,56-0,71, I2=0%, 3 Studien, 2.261 Patienten, Evidenz von moderater Qualität).
Mehr unerwünschte Ereignisse unter Chemo-Hormontherapie
Allerdings kann die Therapie mit der frühen Taxan-basierten Chemo-Hormontherapie das Auftreten von unerwünschten Ereignissen aller Grade erhöhen (RR 1,11, 95%-KI; 1,06-1,17, 1 Studie; I2 liegt nicht vor, 375 Patienten, Evidenz von niedriger Qualität) – ein Aspekt, der mit einem stark erhöhten Risiko für einen Therapieabbruch assoziiert war (RR 79,41, 95%-KI; 4,92-1.282,78, I2 liegt nicht vor, 1 Studie, 385 Teilnehmer, Evidenz niedriger Qualität). Das mediane Follow-up erstreckte sich jeweils über 50 Monate.
Bei den frühzeitig mit der Taxan-basierten Chemo-Hormontherapie behandelten Patienten wurde eine geringfügige, jedoch klinisch nicht relevante Verbesserung der Lebensqualität nach 12 Monaten beobachtet im Vergleich zur ADT alleine (Mittelwertdifferenz: 2,85 der Functional Assessment of Cancer Therapy-Prostate scale, 95%-KI, eine um 0,13-5,57 verbesserte Punktzahl, I2 liegt nicht vor, 1 Studie, 790 Patienten, Evidenz von niedriger Qualität).
Fazit
Insgesamt können laut vorliegendem Cochrane Review Patienten mit hormonsensitivem Prostatakarzinom länger ohne Krankheitsprogression leben, wenn sie bereits zum Diagnosezeitpunkt von Metastasen eine Taxan-basierte Chemotherapie in Kombination mit einer ADT erhalten, im Vergleich zur ADT alleine. Allerdings sollte bedacht werden, dass unter der Kombinationstherapie mehr unerwünschte Ereignisse möglich sind, die mit einem stark erhöhten Abbruch der Behandlung einhergehen können.