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PCa-Patienten mit Gleason-Score 3+4: Risikofaktoren zu versterben

 

Ein wichtiges Ziel bei der Behandlung von Prostatakarzinom (PCa)-Patienten mit mittlerem Krankheits-Risiko ist es, die Therapie weiter zu personalisieren und dabei Risiko-Faktoren frühzeitig zu erkennen und zu berücksichtigen. In Studien wurde (unter Berücksichtigung bekannter prognostischer Faktoren) gezeigt, dass ein fortschreitendes Alter von PCa-Patienten mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Fernmetastasen und einer Prostatakrebs-spezifischen Mortalität (PCSM) assoziiert war.[1,2] Nun untersuchten David N. Yang et al. (Boston, USA) in einer prospektiven Kohortenstudie, ob intermediäre Risikofaktoren – Prozentsatz positiver Biopsien >50 %, klinisches Tumorstadium T2b-T2c und Prostata-spezifisches Antigen (PSA)-Wert: 10,1-20,0 ng/ml – zusätzlich zum Alter mit einem PCSM-Risiko bei PCa-Patienten mit Gleason-Score 3+4 (n=1.920) verbunden sind und bei der Therapiewahl berücksichtigt werden sollten. Die Patienten hatten eine Therapie mit einer niedrig dosierten Brachytherapie (BT) ± kurzzeitige Androgendeprivationstherapie (ADT) erhalten.

 

Summary

 

In der prospektiven Kohortenstudie von David N. Yang et al. (Boston, USA) erhielten 1.920 PCa-Patienten mit einem Biopsie-Gleason-Score 3+4 eine Niedrig-Dosis-BT entweder alleine oder mit einer im Median 4 Monate dauernden neoadjuvanten ADT. Nach einem medianen Follow-up von 7,8 Jahren waren 284 Patienten (14,8 %) verstorben, 31 davon an ihrem PCa (BT: 58% und BT/ADT: 42%). Das Risiko für Prostatakrebs-spezifische Mortalität (PCSM: primärer Endpunkt) war erhöht, wenn ein PSA-Wert 10,1-20,0 ng/ml und ein Alter > 70 Jahren vorlagen. Beachtenswert ist, dass dies nicht nur bei den Patienten mit alleiniger BT der Fall war, sondern auch bei denjenigen mit zusätzlicher ADT (Tabelle 1). Das Tumorstadium erwies sich dagegen als nicht signifikante Variable. Es fiel auf, dass mit zunehmendem Prozentsatz positiver Biopsien (PPB) auch das PCSM-Risiko bei den ausschließlich mit BT behandelten Patienten anstieg, nicht jedoch in der Gruppe, die BT und eine ADT erhielt.

 

 

BT alleine

BT und ADT

 

bereinigte Hazard Ratio für PCSM (95 % KI)

p-Wert

bereinigte Hazard Ratio für PCSM (95 % KI)

p-Wert

Prozentsatz positiver Biopsien, kontinuierlich

1,015*
(1,000-1,031)

0,048

1,009*
(0,987-1,031)

0,44

PSA-Wert
10,1-20,0 vs.
4,0-10,0 ng/ml


5,55
(2,01-15,29)


<0,001


4,17
(1,29-13,50)


0,02

Tumorstadium
T2b-T2c vs.
T1c-T2a


2,07
(0,55-7,77)


0,28


0,40
(0,06-2,84)


0,36

Alter
>70 vs. ≤70

3,66
(1,16-11,56)

0,03

3,74
(0,87-16,05)

0,08

 

 

 

 

 

Tabelle 1: Bereinigte Hazard Ratio für PCSM der multivariaten Analysen bei PCa-Patienten, die BT mit oder ohne ADT erhielten, in Bezug auf die klinischen Charakteristika.
* bereinigte Hazard Ratio pro zunehmenden Prozentpunkt.

 

Details

 

Rationale & Methodik

 

Eine Möglichkeit, die Behandlung von PCa-Patienten mit mittlerem Risiko weiter zu personalisieren, kann darin bestehen, den Faktor Alter einzubeziehen. Denn in Studien war (unter Bereinigung bekannter prognostischer Faktoren für ein PCa) ein fortschreitendes Alter von PCa-Patienten mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Fernmetastasen und einem erhöhten Risiko an der Erkrankung zu versterben, assoziiert.[1,2] Dies kann damit zusammenhängen, dass bei älteren Männern die größere Prostata zu Fehlern bei der Biopsie neigt und der Gleason-Score der Biopsie den tatsächlichen Gleason-Score unterschätzt. Ein anderer Grund wären vom Alter beeinflusste Unterschiede in der Tumorbiologie. So durchlaufen die meisten älteren Männer die Andropause. Daher kann es ein, dass Prostatakarzinome, die in einer Androgen-armen Umgebung entstanden sind, aggressiver sind – und sich ähnlich aggressiv verhalten wie das nicht-metastasierte kastrationsresistente PCa.

 

Jetzt untersuchten David D. Yang et al. (Boston, USA) in einer prospektiven Kohortenstudie bei PCa-Patienten (n=1.920), ob klassische mittlere Risikofaktoren – Prozentsatz positiver Biopsien (PPB) >50 %, klinisches Tumorstadium T2b-T2c und PSA-Wert: 10,1-20,0 ng/ml – zusätzlich zum Alter, mit einem PCSM-Risiko assoziiert sind, nach Bereinigung von prognostischen Faktoren für ein PCa und Komorbiditäten. Alle in die Studie eingeschlossen Patienten wiesen einen Biopsie-Gleason-Score 3+4, ein Tumorstadium cT1c-T2c und einen PSA-Wert <20,0 ng="">

 

Ergebnisse

 

Patienten-Charakteristika der beiden Gruppen

Patienten, die mit BT und ADT behandelt wurden, waren gegenüber denjenigen mit alleiniger BT älter (medianes Alter 71,2 vs. 69,0 Jahre, p<0,001), hatten="" einen="" h="">

 

Regressionsmodellierung des konkurrierenden Risikos für PCSM

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 7,8 Jahren (IQR 5,2-10,4 Jahre) verstarben insgesamt 284 (14,8 %) der Patienten – davon 31 (10,9 %) an ihrem PCa, von diesen wurden 18 (58 %) Patienten mit BT alleine und 13 (42 %) mit BT und ADT behandelt. Wie Tabelle 1 zeigt, waren ein höherer PSA-Wert als auch ein fortgeschrittenes Alter in beiden Behandlungs-Gruppen mit einem signifikant stärkeren PCSM-Risiko verbunden.

 

 

BT alleine

BT und ADT

 

AHR für PCSM (95 % KI)

p-Wert

AHR für PCSM (95 % KI)

p-Wert

Prozentsatz positiver Biopsien, kontinuierlich

1,015*
(1,000-1,031)

0,048

1,009*
(0,987-1,031)

0,44

PSA-Wert
10,1-20,0 vs.
4,0-10,0 ng/ml


5,55
(2,01-15,29)


<0,001


4,17
(1,29-13,50)


0,02

Tumorstadium
T2b-T2c vs.
T1c-T2a


2,07
(0,55-7,77)


0,28


0,40
(0,06-2,84)


0,36

Alter
>70 vs. ≤70

3,66
(1,16-11,56)

0,03

3,74
(0,87-16,05)

0,08

 

 

 

 

 

Tabelle 1: Bereinigte Hazard Ratio für PCSM der multivariaten Analysen bei PCa-Patienten, die BT mit oder ohne ADT erhielten, in Bezug auf die klinischen Charakteristika.
* AHR pro zunehmenden Prozentpunkt.

 

Es ist bemerkenswert, dass mit zunehmendem Prozentsatz positiver Biopsien das PCSM-Risiko bei den ausschließlich mit BT behandelten Patienten anstieg, nicht jedoch in der Gruppe, die BT und eine ADT erhielt. Dies könnte, wie Studienautoren diskutieren, damit zusammenhängen, dass die zytoreduktive Wirkung der ADT mit zunehmendem Krankheitsumfang, wie festgestellt in der Biopsie, eine effektivere „Verabreichung“ der BT ermöglicht. Die entsprechenden Ergebnisse für das klinische Tumorstadium T2b-T2c versus T1c-T2a waren in beiden Gruppen nicht signifikant.

 

Die bereinigten kumulativen 8-PCSM-Schätzungen

Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die bereinigten kumulativen 8-Jahres-PCSM-Schätzungen der beiden Gruppen in Bezug auf die Charakteristika Alter, Prozentsatz positiver Biopsien und PSA-Wert.

 

 

BT alleine

BT und ADT

Variable

Kumulierte 8-Jahres-PCSM-Schätzung (%)

95 % KI (%)

Kumulierte 8-Jahres-PCSM-Schätzung (%)

95 %
KI (%)

>70 Jahre

2,1

1,1-3,7

3,4

1,6-6,2

≤70 Jahre

0,4

0,1-1,2

1,1

0,2-3,6

 

 

 

 

 

Prozentsatz positiver Biopsien >50%

2,2

0,9-4,5

3,4

1,3-7,5

Prozentsatz positiver Biopsien <34 %

0,8

0,3-1,9

2,4

0,8-5,6

 

 

 

 

 

PSA-Wert
10,1-20,0 ng/ml

2,7

1,3-5,2

5,2

2,2-10,0

PSA-Wert
4,0-10,0 ng/ml

0,8

0,3-1,7

1,1

0,3-3,1

 

 

 

 

 

Tabelle 2: Die bereinigten kumulativen 8-Jahres-PCSM-Schätzungen, bezüglich der Charakteristika Alter, PSA-Wert und Prozentsatz positiver Biopsien bei den Patienten mit BT alleine bzw. BT und ADT.  

 

Fazit

 

Gemäß den Autoren, legen die Studienergebnisse folgende Risikostratifizierung für die Praxis nahe: Bei PCa-Patienten mit einem Biopsie-Gleason-Score 3+4, die mit BT behandelt wurden, waren ein PSA-Wert von 10,1-20,0 ng/ml oder ein Alter von mehr als 70 Jahren mit einem erhöhten PCSM-Risiko verbunden – ohne dass die neoadjuvante 4-monatige ADT dieses Risiko verringern konnte. Bestätigen sich diese Ergebnisse in künftigen Studien, sollten zusätzliche bildgebende Verfahren, wie Magnetresonanztomografie oder eine neuartige Positronen-Emissions-Tomographie eingesetzt werden – mit dem Ziel, genauer festzustellen, ob ein höheres Tumorstadium oder eine pelvine Lymphknotenerkrankung vorliegt. Auf dieser Basis könnte anschließend entschieden werden, ob eine mehr als viermonatige ADT oder eine Ausweitung des Bestrahlungsfeldes auf die pelvinen Lymphknoten angemessen ist, um das PCSM-Risiko für diese Patienten zu senken – so das Fazit der Autoren.